Ich war gerade mit meinem Hund in der Traunau. Dabei ist mir ein Ast ins Auge gestochen. Perfekt für einen Bogen. Gut das ich nie ohne "Werkzeug" aus dem Haus gehe. Die Nachbarskinder werden sich freuen. Hab nur schnell drei Bilder mit dem Handy geschossen. Den Rohling hab ich schon mal grob bearbeitet und zum trocknen in die gut belüftete Garage gebracht. In 3-4 Wochen werde ich ihn mit Raspel, Feile und Schleifpapier in seine endgültige Form bringen und ihm dann mit etwas Wärme eine Recurve verpassen und eine selbstgemachte flämische Sehne. Dann geht er richtig ab. Habt ihr schon Bögen gebaut? Wenn ja wie geht ihr vor? Welches Holz nehmt ihr am liebsten? Erzählt mal ein wenig.
Tja, meine Schleuder-u. Bogenbauzeiten liegen schon seeehr lange zurück. Also mit dem Haselnussstecken ( 3 x sss, schlimm!) habe ich auch gemacht. Was aber früher üblich war, war das Mark mit einer Fahrradspeiche, langem Draht auszubrennen.
Das sollte die Elastizität erhöhen und die Spannkraft erhalten. War auch so! Als Pfeilmaterial nahm ich das Holz vom Wasserholler, hat auch noch andere Namen. Weiße Blüten, ovale Blätter. Holz eignet sich gut, läßt sich prima formen.
Ansonsten über Wasserdampf, Flötenkessel. Als Spitzen nahm ich zuerst Rinderknochen, die ließen sich prima als Pfeilspitze schnitzen. Später waren es Nägel. Plattgekloppt, oder auf Eisenbahnschienen gelegt und nachbearbeitet. Die Federn im leichten Winkel, gleichmäßig gedreht, manchmal 2, manchmal 3. Der Kiel wurde halbiert mit UHU geklebt und mit starkem Nähgarn umwickelt. (Meine Mutter hat sich immer gewundert, wo das Garn blieb für ihre "Dürrkopp" Tret-Nähmaschine?) Kann auch eine "Singer" gewesen sein?
Hat prima funktioniert. Ein "Adebar" (Ich war 10 oder 11 Jahre ) mußte dran glauben. Der wurde am Spieß gebraten ... (Nach dem Ausnehmen, passend war er auch gemacht worden)
Kochempfehlung kann ich leider keine geben. Mit Asche als Salzersatz!
Eibe und Esche eignet sich aber auch gut für einen Bogen. Danach hatte ich dann aber "Besseres!"
So verlor sich das Interesse. Hat aber Riesenspaß gemacht. Auch meine Schleudern waren nicht von Pappe. Getroffen habe ich damit.
Was damals auch beliebt war als Krachmacher: "4-eckige Stahlbolzen mit Gewinde oben. In die Gewindeöffnung schabte man mit dem Messer Phosphor der Streichholzköpfchen rein. In das Loch einen Tapeziernagel ... und mit´m Hammer druff. Uff!
Knallte gut. Eines Tages zu Karneval kam ich dann auf die glorreiche Idee da Zündblättchen rein zu stecken. Nagel ging gerade noch rein, Hammer! PENG, aber Hallo. Der Nagel haarscharf an meiner Nase vorbei und ein paar Funkenspritzer. Sonst mit dem Phosphor hat´s nur geknallt, der Nagel kam aber nicht ´raus. Aber mit den Amorces ging die Post ab. Das waren noch die Papierrollen.
Habe ich nie mehr gemacht, danach!
P.S.: Habe mal das Bild vergrößert, bin mir da jetzt mit dem Haselnuss nicht mehr so sicher? Auf alle Fälle Griff verzieren solange es geht. Schlangenförmig paralell v.u.n.o. Dann einfach die Rinde in der Mitte abziehen. Oder ein anderes Muster. Denke die Kinder werden sich freuen.
@MountainGun45LC Der Haselnussbogen ist ja der Kinderklassiker. Da tuts auch ein Ast in der richtigen Stärke. Wir haben uns früher immer ne Planke geschnappt den Bogen darauf aufgezeichnet und dann die Kontur mit Nägel ausgesteckt. Dann den in heißem Wasser eingeweichten Ast in die so entstandene Form gebogen und dann trocknen lassen. Die Pfeile waren dann aus was immer wir an geraden Zweigen finden konnten. Hinten mit der Säge vom "Schweizer" den Nock eingesägt und meist ein Stückchen zerschlagenem Stein hinten eingesetzt und das ganze mit Zwirn gegen das Spalten verzurrt. Federn haben wir aus allem gemacht was wir finden konnten. Manchmal auch einfach aus Panzerband. Die aufwändigsten Spitzen waren immer die aus Glas. Mit nem Stück Leder am Schoss und einem Lederhandschuh an der Hand, wurden die Spitzen aus nem Flaschenboden geknippst. Mit nem Nagel oder einem Stück Geweih. Das war dann so ne Arbeit das damit keiner schießen wollte wenn so ne Spitze endlich fertig und scharf war. Wir haben später auch mit der Hebelschere Spitzen aus 3mm Blech ausgeschnitten. Hatten wir zu wenig Kraft oder Gewicht, Haben wir ein langes Rohr über den Hebelarm geschoben. Einer hielt das "Werkstück" der andere hat sich mit dem vollen Gewicht an das Rohr gehängt. Danach wurde mit der Feile und Eisensäge alles in Form gebracht. Die Dinger haben wir mit der Papas Lötlampe im Schraubstock richtig schön hell zum glühen gebracht und in nem Eimer voll Altöl versenkt. Papa hat sich immer über den Gestank in der Werkstatt und seinen Gasverbrauch gewundert.
Wenn du heute als 10jähriger mit so ner selbstgemachten "Jagdspitze" im Wald angetroffen wirst, steht sicher der Vorwurf der versuchten Wilderei im Raum. Das war bei uns vor 20 Jahren kein Thema. Da war das noch schön wenn man in dem Alter was mit seinen Händen selbst geschaffen hatte. Ich kann mich noch erinnern wie uns mal ein Jäger im Wald angetroffen hat. Das Einzige was er gemacht hat war uns für unser "handwerkliches Geschick" zu loben, den Bogen selbst ein paar Mal in einen Baum abzufeuern und uns zu bitten nicht auf Tiere zu schießen, da diese sonst unter Qualen verenden wenn wir sie nicht sauber treffen. Das haben wir verstanden und abgenickt und damit war der Käse gegessen. Heute musst du fast nen Tennisball an die Spitze kleben damit alle zufrieden sind.
Ach ja und der Bogen auf dem Bild ist aus Weidenholz. Die ziehen auch ganz gut wenn die mal getrocknet sind. Wenn auffindbar nehme ich auch gerne Flieder. Das Holz ist extrem langfaserig und sehr bruchfest.
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Dann will ich hier auch mal einen Zeitvertreib zeigen.
Der Bogen ist ebenfalls aus Haselnuss und wurde vor Bearbeitung 6 Monate getrocknet. Im allgemeinen ist es der Klassiker unter den Bögen. Ein Langbogen(ca. 2m)mit Einflüßen vom Flachbogen. Die Form find ich einfach interessanter.
Nach ewig langem tillern(das ausarbeiten und "einstellen" der Wurfarme damit sie sich gleichmäßig biegen)hat das gute Stück jetzt ein Zuggewicht von 45-50lbs. Vollkommen ausreichend. Wie ihr aber seht, ist er noch nicht ganz fertig. Fehlen noch ein paar Schönheitsarbeiten wie pollieren und Griffstück verfeinern und ummanteln.
Pfeile.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Pfeile sind auch Eigenbau und der Authentizität wegen, mit Selfnocks(Nocken die in den Schaft eingearbeitet sind und mit Garn verstärkt wurden)ausgestattet. Schäfte sind Zedernholz. Der Stabilität wegen. Die Spitzen sind der modernen Zeit und den Zielen wegen, einfache Combie-Schraubspitzen. Klassische Kriegsspitzen zum kleben sind aber auch vorhanden. Die zerstören allerdings die 3D-Ziele.
Spitzen.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Geplant ist noch mit nem Vereinskammerad, nen Reiterbogen nach ungarischer Bauart und klassischen Materialien. Vieleicht gehts im Winter los. Mal sehen. Ergebniss wirds dann wieder hier geben
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12.06.2015 13:01 (zuletzt bearbeitet: 12.06.2015 13:16)
Antworten
) mußte dran glauben. Der wurde am Spieß gebraten ... (Nach dem Ausnehmen, passend war er auch gemacht worden) 
Mit Asche als Salzersatz! 
